Patmos. Glockenturm des Klosters des Apostel JohannesEine Familie aus unserer Kirchengemeinde in Regensburg verbrachte diesen August einige Zeit auf der griechischen Insel Patmos, wo der Apostel Johannes, der Lieblingsjünger unseres Herrn Christus, seine Offenbarung verfasste. Im Folgenden berichten die Pilger über ihre Eindrücke von der heiligen Insel.

Es gibt wohl kaum einen Ort in Europa, wo es so viele christliche Heiligtümer gibt wie auf Patmos. Zunächst wäre da natürlich die Höhle der Offenbarung zu nennen, in der der heilige Apostel Johannes nach seiner Verbannung auf diese Insel gewohnt hatte. In der Höhle befindet sich heute eine kleine Kirche, wobei der Altar an der Stelle steht, von der aus die Stimme Gottes zu Johannes ertönte. Die Decke der Höhle ist dreigeteilt: Sie teilte sich zum Zeichen der Heiligen Dreieinigkeit, während Gottvater dem Apostel das Ende der Welt offenbarte. Unmittelbar an der Ikonostase sieht man zwei Mulden in der Felswand der Höhle: Die größere diente dem heiligen Johannes als Kopfstütze, die kleinere als Aufstehhilfe. Uralte Ikonen zieren die Wände der Höhle und vervollständigen so die andächtige und ehrfürchtige Atmosphäre.

Nicht weit von der Höhle der Offenbarung, auf einem der höchsten Hügel der Insel, steht das Kloster des heiligen Apostel Johannes. Es wurde im 11. Jahrhundert vom heiligen Christodulos gegründet.

Neben den Reliquien und Gebeinen des heiligen Gründers wird in diesem Kloster auch das Haupt des heiligen Apostel Thomas aufbewahrt. Zugang zu diesen Heiligtümern haben dabei nur orthodoxe Christen. Dieses Kloster wurde als eine Festung errichtet, was an den gewaltigen Steinmauern bis heute sichtbar ist. Um das Kloster herum wachsen große schattige Bäume, wie sie sonst auf der Insel selten zu finden sind. Uns wurde erzählt, dass der heilige Christodulos ungehorsamen Mönchen als Strafe oft das Pflanzen und Aufziehen eines Baumes anordnete, was bei dem heißen Klima der Insel wirklich keine leichte Aufgabe ist. Zudem war der Abt des Klosters lange Zeit auch die höchste Instanz auf der Insel.

Immer wieder sind uns auf Patmos kleine Kapellen begegnet. Sie sind meist offen, sodass man dort ungestört beten kann. Einige von ihnen sind dabei in unmittelbarer Nähe von leider bereits vertrockneten Quellen errichtet, an denen der heilige Johannes zu seinen Lebzeiten die Bewohner der Insel in Namen Christi getauft hat.

Die Bewohner der Insel sind sehr gastfreundlich. Fast jedes Geschäft hat an der Wand eine Schutzikone hängen, was für die Gläubigkeit der Inhaber spricht. An dieser Stelle soll auch erwähnt werden, dass die Mehrzahl der Inselbewohner mit dem Nachnamen entweder Christodulos oder Theologos heißt.

Eine weitere Perle der griechischen Orthodoxie befindet sich etwa 13 Kilometer östlich von Patmos entfernt: Lipsi. Diese keine 16 km² große Insel diente ursprünglich für viele Eremiten als Rückzugsort und ist heute für ihre um 1600 entstandene wundertätige Ikone „Panagia tou Charou“ (Παναγιά του
Χάρου ‚Muttergottes des Todes‘) bekannt: Seit 1943 werden jährlich vertrocknete Lilien an dieser Ikone angebracht, und diese bilden im August Knospen und blühen am 23. August auf.

Bei unserer Abfahrt von der Insel konnten wir Patmos noch einmal mit einem Blick umfassen. Auf der kargen, felsigen Landschaft erscheinen die weißen griechischen Häuschen mit den kleinen Obstgärten wie Blumen. Erhaben thront über der ruhigen Insel das alte Kloster des heiligen Apostel Johannes und
irgendwo, zwischen den alten Bäumen unterhalb des Klosters, liegt der Ort, an dem Gott persönlich zu Johannes gesprochen hat.
Wir danken Gott dafür, dass wir diese heilige Insel besuchen konnten!

Fotos zum Artikel